Bisher haben sich in Deutschland rund 550 Städte und Gemeinden entschieden, ihre Flächen ohne Pestizide zu bewirtschaften (Stand April 2021). Auch die Marktgemeinde Sulzberg hat dem Antrag der Bund Naturschutz Ortsgruppe in der Marktgemeinderatssitzung vom 25.03.21 entsprochen und verwendet seit 01.04.21 auf ihren Flächen grundsätzlich keine Pestizide mehr.
Da unser Bauhof schon davor wenig Pflanzenschutzmittel eingesetzt hatte, wird die Umstellung keine großen Probleme verursachen, aber doch mit etwas mehr Arbeit und Maschineneinsatz einhergehen. Ein Effekt wird sein, dass es an manchen Stellen vielleicht etwas „ungepflegter“ als gewohnt aussehen wird.
Die Gemeinde will durch den Pestizidverzicht auch ihre Vorbildfunktion erfüllen und vor allem die Gärtner, Haus und Grundbesitzer dazu anregen, ebenfalls keine Pestizide anzuwenden, wie es auch im Kreislehrgarten Sulzberg-Ried schon seit Jahren praktiziert wird.
Dafür gibt es viele gute Gründe:
Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel) vernichten die Nahrungsgrundlage für viele Insekten, die wiederum Nahrung für unsere Vögel, Amphibien und Fische sind. Sie können auch ins Grundwasser und damit in unser Trinkwasser gelangen (Beispiel Glyphosat).
Fungizide vernichten mikroskopisch kleine Pilze, beeinträchtigen aber damit auch die Bodenlebewesen.
Insektizide sind wohl die giftigsten Pflanzenschutzmittel und können besonders bei unsachgemäßer Anwendung nicht nur die Zielinsekten (z.B. Blattläuse) töten, sondern direkt oder indirekt auch viele andere Lebewesen schädigen oder töten.
Von einer pestizidfreien Bewirtschaftung kommunaler Flächen und Kleingärten profitieren viele:
Die Menschen und Tiere durch pestizidfreie Spielplätze, Grünanlagen und Wege. Natur erleben wird für Klein und Groß auch im Dorfgebiet möglich.
Die Artenvielfalt: Viele Tier- und Pflanzenarten werden nicht mehr vernichtet und finden auch wieder einen Lebensraum.
Die Ernte: Dank der von Pestiziden verschonten Bienen und anderen Insekten kann durch bessere Bestäubung mehr gesundes Obst und Gemüse in Kleingärten und auf Streuobstwiesen geerntet werden.
Der Tourismus: Unser Dorf wird durch blühende Straßenränder und Landschaft auch für unsere Gäste attraktiver.
1. Bürgermeister Gerhard Frey dankte Herrn Sontheim vom Bund Naturschutz Ortsgruppe Sulzberg für seine Impulse, Anregungen und Tipps auf dem Weg zur pestizidfreien Gemeinde.
Mehr zu diesem Thema wollen wir in den kommenden Monaten in unserem Bürgerblatt und auf unserer Homepage bekannt geben.
Weitere Infos erhalten Sie auch beim Umwelt Bundesamt, dem Landesamt für Umwelt Bayern, dem BUND Naturschutz, dem Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Oberallgäu und vielen anderen Quellen.