4. Jh.v.Chr. |
Ein Stamm der Kelten siedelte auch im Umland von Kempten. Zu den wenigen sichtbaren Spuren ihrer Besiedelung können die geringen Überreste einer noch nicht erforschten keltischen Höhenbefestigung im Burzatbachtel zwischen Albis und Kenels gelten. Um das Jahr 950, zur Zeit der Ungarneinfälle, wurde hier eine Fliehburg als Zufluchtsort für die Bevölkerung erstellt. |
2.Jh.n.Chr. |
Die Römer hinterließen auch in unserer Gemeinde zahlreiche Spuren ihrer Herrschaft. Als Sage ist uns die versunkene Stadt Loja bekannt. Bei Grabungen und Bodenuntersuchungen mit Radar kam eine Villa Rustica, ein Landgut, zu Tage. Mindestens neun Gebäude, umgeben von 1,8 ha Grund, sind nachweisbar. Zu dieser Villa Rustica führte eine Straße, die nicht bewiesen ist, aber angenommen werden darf. Von Durach (römische Funde) kommend, führte sie nordwestlich am Sulzberger See vorbei in Richtung Öschle und Steingaden. Funde von zahlreichen römischen Münzen am Auslauf des Sees und in Steingaden weisen darauf hin. Weiter führte diese Straße über Hitzleberg nach Burgratz und Loja. Bei Grabungen kamen Wege zum Vorschein, die römischen Aufbau zeigten. Nachdem auch bei Widdum römische Münzen gefunden wurden, kann man annehmen, dass diese Straße dorthin und weiter ins obere Allgäu führte. Eine weitere römische Straße, die dem Verlauf unserer alten Landstraße in Richtung Nesselwang entspricht, wird angenommen. |
1059 |
Erste urkundliche Erwähnung von “Sulceberch” und “Mosebach” in einem Vertrag des Salierkönigs Heinrich IV. (dem späteren “Canossa-Kaiser”) über die Verteilung von Wild- und Forstbannrechten an den Bischof von Augsburg. Der Verlauf dieser Wildbanngrenze wird u.a. so beschrieben: “… posthinc ad Habechesekke, inde ad Sulceberch et per sumitatem eiusdem montis usque Mosebach, inde ad Kanale, inde ad flumen llara …” “… und dann nach Wachsenegg, von da nach Sulzberg und auf dem Gipfel desselben Berges bis Moosbach, von da zum Kanal (Kenels) und von da zum Fluss Iller …”. |
1059 |
Der Name Sulceberch kann auf einen Berg mit vielen Mooren und salzhaltigen Quellen hinweisen
Mosebach deutet auf einen Bach hin, der aus dem Moos (Moor) entspringt. |
1176 |
Erster urkundlicher Nachweis des Ortsadels auf der Burg Sulzberg. Die “Herren von Sulzberg” stehen in Diensten des Klosters Kempten. |
1182 |
Hermann (I) von Sulzberg bezeugt einen Vertrag mit dem Abt von Füssen. Die Herren von Sulzberg gehörten zu den einflussreichsten Adelsfamilien im Allgäu und wurden daher zu wichtigen Vertragsverhandlungen beigezogen. |
1237 |
Ritter Hermann (III) von Sulzberg wird als Schenk des Abtes von Kempten bezeichnet. Das erbliche Schenkenamt (Getränkeversorgung des fürstäbtlichen Hofes) war eines der vier Hofämter des Fürstabtes. |
1250 |
Hermann (III) übergibt das Schenkenamt an seinen Bruder Volkmar von Sulzberg und übersiedelt nach Goldach bei Rorschach/Schweiz. Die Burg, die er dort erbaut, erhielt ebenfalls den Namen Sulzberg. Das Goldacher Ortswappen ist fast identisch mit dem Sulzberger Gemeindewappen. |
1339 |
Der in der Königsurkunde von 1059 als Sulceberch bezeichnete Höhenzug wird zum ersten Mal urkundlich “Kolemperg” genannt. Die Namensdeutung bezeichnet dies als Bergwald, in dem Holzkohle gebrannt wird. |
1341 |
Ottacker wird erstmals in einer Urkunde als “Othakkers“erwähnt, als der Kemptener Bürger Heinrich der Motze Güter von “Moosbach Othakkers und Riet” an Ritter Konrad von Sulzberg verkauft. Die Schreibweise Ottacker und Ottackers wechselte in alten Protokollen sehr oft. Erst später wird die Schreibweise “Ottackers” für die zum Markt Sulzberg gehörenden Anwesen festgelegt. |
1351 |
Verkauf der Herrschaft Rettenberg an das Hochstift Augsburg. Das Hochstift bildet ein “Pflegamt Rettenberg”, zu dem auch Moosbach und Ottacker gehören. |
1358 |
Das Schenkenamt geht an die Sulzberger Seitenlinie auf Burg Baltenstein bzw. auf Burg Neusulzberg (später Neuenburg / Durach) über. Mit Konrad von Sulzberg stirbt die männliche Linie der Sulzberger aus. Sein Schwiegersohn Marquard (I) von Schellenberg wird neuer Herr auf Burg Sulzberg. Die Schellenberger gehörten zu den mächtigsten Adelsfamilien in Süddeutschland. |
1394 |
wird auf einen Meierhof (ein zur Herrschaft gehörender Hof) hingewiesen, mit dem der heutige Gasthof “Hirsch” gemeint sein könnte. Die im Zuge des “Hirsch”-Umbaus 1995 durchgeführten archäologischen Untersuchungen erbrachten wichtige Erkenntnisse über die besondere Bedeutung des Gebäudes. Ein wichtiger lokaler Standort, an dem eine Taverne, sowie Schmelzöfen nachgewiesen werden, umgeben mit einer 1 m starken Umfassungsmauer. |
1394 |
werden die Mühle in der “Öw” (Au) und ein Gut erwähnt. 1550 werden die Güter in der Au und Graben bei einer Vereinödung (Art Flurbereinigung) getrennt. |
1410 |
Bau des Amtshauses der Schellenberger im Dorf Sulzberg, später Frühmessbenefizium. Schule von 1805 bis 1973/1974, dann Abbruch und Neubau des Kindergartens St. Nikolaus. Erhalten blieben ein Sandsteinrelief mit dem Wappen der Schellenberger und Freyberger von 1520 und eine Gussofenplatte von 1700 des fürstäbtlichen Pflegers Johann Eucharius Renner von Almendingen. |
1417 |
wird erstmals die Pfarrei Moosbach erwähnt. |
1485 |
Die Burg Sulzberg wird von Marquard (II) zum Schloss “Sigmundsruh” umgebaut und erweitert. |
1489 |
Marquard (II) stiftet die große, 38,7 Ztr. schwere Des-Glocke, die 1566 wegen einem Sprung neu gegossen wurde. Sie überstand unversehrt die Ablieferung des letzten Weltkrieges. In dieser Zeit stiftete Patronatsherr Marquard (I) für die Pfarrkirche den spätgotischen Altar. Hauptdarstellung ist die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit. |
1525 |
Die Witwe des um 1521 verstorbenen Balthasar von Schellenberg übergibt die überschuldete Herrschaft Sulzberg an ihren Bruder Friedrich von Freyberg-Eisenberg. |
1525 |
Am 16. Juli verschanzen sich ca. 1.000 Bauern am Kohlenberg. Im Anblick des anrückenden Heeres des Schwäbischen Bundes ergeben sie sich kampflos. |
1526 |
Friedrich von Freyberg-Eisenberg verkauft die Herrschaft Sulzberg (Schloss und Dorf) zum Preis von 14.930 Gulden an Fürstabt Sebastian von Breitenstein. |
1527 |
wird das bereits in der Herrschaft Sulzberg bestehende Gericht vom Fürstabt bestätigt und mit der gleichen Besetzung übernommen. Sulzberg besaß die hohe Gerichtsbarkeit und hatte damit das Recht, Todesurteile zu vollstrecken. Ein in Sulzberg ansässiger Scharfrichter volltreckte auch die Todesstrafe auf der südlich vom Dorf liegenden Anhöhe, dem “Wolfgalgen”. Nach der Säkularisation im Jahr 1802/1803 wurden die aus Eichenholz bestehenden Galgen abgebaut und versteigert. |
1545 |
Die Pfarrei Ottacker (Hochstift Augsburg) wird wegen zu geringer Einkünfte mit der Pfarrei Ried an der Iller (Fürststift Kempten) vereinigt. |
1550 |
Erwähnung eines Vogtes auf Schloss Sulzberg. Als Gebietsverwalter war er berechtigt, Rechtsgeschäfte abzuschließen. |
1567 |
wird in Au außer einer Mahlmühle auch eine Papiermühle genannt. |
1623 |
entsteht in Sulzberg eine Schule mit einem qualifizierten Lehrer. Die Kinder sollen in geistlicher und weltlicher Lehre sowie im Lesen und Schreiben besser unterrichtet werden, wie es bis dahin der Fall war. |
1632 |
Das Schloss Sulzberg wird von schwedischen Reitern und einheimischen Bürgern besetzt und geplündert. |
1635 |
Die Pest fordert viele Opfer. Die Toten werden in Pestfriedhöfen bestattet. Für die Pfarrei Sulzberg befand sich der Pestfriedhof am nördlichen Dorfende, heute durch ein Flurkreuz gekennzeichnet. In der Pfarrei Ottacker-Ried werden die Toten bei Oberhub begraben, heute durch eine wallförmige Abgrenzung und einen Gedenkstein erkennbar. Die Pestopfer der Pfarrei Moosbach sind auf dem Pestfriedhof zwischen dem Dorf Petersthal und Rottachsee bestattet. Die Pfarrei Moosbach wird daraufhin der Pfarrei Petersthal zugewiesen. |
1642 |
Bildung eines Pflegamtes Sulzberg-Wolkenberg mit den Ortschaften Sulzberg, Durach, St. Mang – Leubas, Betzigau, Wildpoldsried, Haldenwang – Börwang und Lauben. |
1648 |
Auflösung von Schloss Sulzberg. In einem Inventarverzeichnis vom 8. August werden alle noch auf dem Schloss vorhandenen Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände sowie Gewürze aufgelistet. Das Schloss wird nur noch als Notwohnung für Geschädigte des 30jährigen Krieges genutzt und danach dem Verfall preisgegeben. |
1661- 1725 |
Die frühere Wildbanngrenze von 1059, nun Hoheitsgrenze zwischen dem Fürststift Kempten und dem Hochstift Augsburg, wird nach einigen Grenzänderungen neu abgemarkt. Im Gemeindegebiet sind noch 9 Grenzmarken verschiedener Größe erhalten geblieben. Der Heinrichweg führt an einigen dieser Grenzmarken vorbei. Die Grenzmarken sind auf der Südseite mit “A” für Hochstift Augsburg, auf der Nordseite mit “K” für Fürststift Kempten gekennzeichnet. |
1670 |
Bau einer Schranne (Markthalle und Kornhaus). Die Verleihung des Marktrechts stand nur dem König zu. Im 12. Jh. erhielten auch geistliche und weltliche Fürsten dieses Recht, das immer umstritten war und nie eindeutig geklärt wurde. Der Fürstabt von Kempten benutzte dieses umstrittene Recht, den Markt von Martinszell nach Sulzberg zu verlegen. Das katholische Hochstift Augsburg und die evangelische Reichsstadt Kempten klagten beim Reichshofrat in Wien gegen diese Verlegung, blieben aber erfolglos. 1674 stand fest, dass Sulzberg das Marktrecht behalten durfte, auch ohne kaiserliche Urkunde. |
1787 |
Moosbach wird wieder eine selbständige Pfarrei. |
1792 |
Die Schranne wird abgebrochen. |
1796 |
Am 7. und 17. September bekämpfen sich im 1. Koalitionskrieg die französischen und kaiserlichen Truppen bei Nägeleried. Sechs gefallene kaiserliche Soldaten werden auf dem Pestfriedhof Sulzberg bestattet, zwei gefallene französische Soldaten werden bei der Kiesgrube Schwarzenbach und Nägeleried begraben. |
1802 |
Auflösung des Hochstiftes Augsburg und des Fürststiftes Kempten sowie deren Pflegämter Rettenberg und Sulzberg-Wolkenberg durch die Säkularisation. Moosbach und Ottacker werden dem Landgericht (Bezirksamt) Sonthofen und Sulzberg dem Landgericht (Bezirksamt) Kempten zugeteilt. Drei Anwesen des Ortes Ottacker, die bisher zum Fürststift Kempten gehörten, verbleiben beim Markt Sulzberg und führen die Ortsbezeichnung “Ottackers”. |
1813 |
Erwähnung der Salzquellen bei Oberminderdorf. |
1820 |
Bau des Schulbenefiziums (Benefiziatenhaus) aus Steinen der abgebrochenen Burg Oberminderdorf. Von 1938 – 1981 Rathaus, jetzt Gemeindebücherei und jetzt Jugendtreff. |
1839 |
wird dem Kemptener Magistratsrat Bartl die Mineralquelle verpachtet. Das Mineralwasser wird unter dem Namen “Kemptener Waldwasser” in Flaschen abgefüllt und in den Handel gebracht. In den folgenden Jahren wird Jod in der Quelle nachgewiesen. |
1843 |
Nach dem Tod von Bartl pachtet der Kemptener Bürgermeister und prakt. Arzt Dr. Karrer die jodhaltige Quelle. |
1851 |
kauft Dr. E. Buchner aus München die Mineralquelle und ließ sie neu fassen. |
1852 |
baut Dr. Buchner ein Badhaus. Das Bad erhielt den Namen Sulzbrunn. Der Name wurde von dem dortigen Flurnamen Sulzbrunn übernommen. |
1857 |
erstellt Freiherr Dr. Justus von Liebig eine genaue Analyse des Mineralwassers von Sulzbrunn und stellte fest, dass es sich hier um eines der merkwürdigsten Heilwasser Europas handelt. Das nur in Spuren vorkommende, unerwünschte Brom und der hohe Jodgehalt zeichnet diese Quelle aus. |
1858 |
kauft Dr. Adam Christoph Schott, Hofrat aus Frankfurt a.M., ein landwirtschaftliches Anwesen in Unter'm Buch, erweitert die Anlage und nennt das Bad “Wildbad Sulzbrunn”. In den Jahren danach wird die Badeanstalt zu einem Kurbad ausgebaut. |
1871 |
Bau des Doktorhauses, 1979 abgebrochen und an gleicher Stelle ein Rathaus errichtet, das 2019 abgebrochen wird. |
1873 |
Ing. Adolf Böhm aus Augsburg erwirbt in Au eine der dort anstelle der früheren Mühlen ansässige Holzstofffabrikation.und Anwesen in der Ortschaft Au. |
1890 |
erwirbt Dauphin Dornier, der Vater des berühmten Flugzeugkonstrukteurs Claude Dornier, Jodbad Sulzbrunn. Claude verbringt hier mit seinen Geschwistern eine prägende Kindheit. |
1895 |
Fertigstellung der Lokalbahn Kempten – Pfronten mit den Haltestellen Sulzberg (Ried), Jodbad Sulzbrunn und Bodelsberg. Die ursprünglich vorgesehene Trassierung Durach – Sulzberger See – Sulzberg – Ottacker – Schmieden – Riedis – Moosbach – Petersthal kam aus Kostengründen nicht zur Ausführung. |
1907 |
Adolf Böhm baut an der Iller ein Elektrizitätswerk, erster größerer Stromabnehmer ist das Jodbad Sulzbrunn. |
1905 |
genehmigt die Gemeinde in See den Bau einer öffentlichen Badeanstalt mit getrennten Umkleidekabinen für Damen und Herren, mit überdachtem Zugang zum See. Bauherr ist Jakob Geißler. |
1907 |
Adolf Böhm baut an der Iller ein Elektrizitätswerk, erster größerer Stromabnehmer ist das Jodbad Sulzbrunn. |
1919 |
Am 20. September übergibt Adolf Böhm das Elektrizitätswerk an seinen Sohn, Ing. Karl Böhm. Dieser gründet das Allgäuer Überlandwerk (AÜW), das er bis zum 07.01.1955 leitet. Das heutige AÜW versorgt die Stadt Kempten, fast den gesamten Landkreis Oberallgäu und Teile der benachbarten Landkreise mit Strom. Au, die Keimzelle des Allgäuer Überlandwerkes, ist die zentrale Netzleitstelle für das gesamte Unternehmen. |
1927 |
Die Gemeinde Moosbach wird auf eigenen Antrag dem Bezirksamt Kempten zugeteilt. |
1930 |
In der Fasnacht “streikte” die Musikkapelle. Die Ortschaften organisierten ihre eigenen maskierten Musikgruppen zu einem “Internationalen Musikfest”. Alle 10 Jahre wird das einzigartige “Musikfest” mit großen Fasnachtsumzügen wiederholt. |